Endlich sind sie da! So setzen Sie Videokonferenzen effektiv im Unterricht ein — persönlich, datenschutzkonform und schüler:innenzentriert!

Die 2 K's Kommunikation und Kollaboration stehen schon lange als zentrale Kompetenzen im Fokus der weltweiten Schulentwicklung. Besonders in Zeiten gesellschaftlicher Isolation ist es umso wichtiger, dass diese auch fester Bestandteil der schulischen Infrastruktur werden.
Wir freuen uns daher, dass wir nun die Nutzer:innen der HPI Schul-Cloud mit unserer integrierten Konferenzsoftware dabei unterstützen können — in geschützten Räumen und rechtskonform.

In diesem Blogartikel zeigen wir, wie die Videokonferenz-Software BigBlueButton für den persönlichen Austausch in der Klasse eingesetzt werden kann.

Damit es losgehen kann, muss die Funktion zuerst an eurer Schule von den technischen Koordinatoren freigeschaltet werden. Hier zeigen wir, wie das geht:

Anleitung zur Freischaltung der Videokonferenzen in der HPI Schul-Cloud

In diesem Video zeigen wir, wo wir die Videokonferenzen aktuell untergebracht haben und wie die grundlegenden Funktionen aussehen:

https://player.vimeo.com/video/398268598?app_id=122963
(externer Link)


“Ja toll! Aber was mache ich nun damit?” ?

Unsere Tipps für das erste Mal im Videochat:

Online-Unterricht per Videokonferenz hört sich kompliziert an, muss es aber gar nicht sein. Es kommt auf Sie als Person an — das ist das, was Schüler:innen jetzt besonders brauchen.

Die wichtigsten Tipps für den erfolgreichen Start:

  1. Testen Sie die Funktion mit wenigen Kolleg:innen. Machen Sie sich mit den Basisfunktionen vertraut.
  2. Senden Sie Schüler:innen zur Vorbereitung eine kurze Einführung
    (gerne auch den Link zu unserem Video).
  3. Führen Sie die erste Videokonferenz nicht alleine durch, sondern mit weiteren Kolleg:innen. Eine:r übernimmt die Technik, eine:r leitet das Unterrichtsgespräch.
  4. Fangen Sie nicht sofort mit Inhalt an, sondern erkunden Sie gemeinsam die Technik und entwickeln Sie partizipativ Regeln (einige Vorschläge findest Sie weiter unten).
  5. No need to be perfect. Nehmen Sie sich nicht zu viel  für den Anfang vor, sondern probieren Sie einfach erstmal aus.  Wichtig ist, dass Sie starten!
  6. Sammeln Sie Feedback ein! Was funktioniert für Sie und ihre Schüler:innen, was nicht? Was machen Sie beim nächsten Mal anders - technisch, aber auch im Umgang miteinander?

Unsere Erfahrung zeigt, dass Schüler:innen deine Offenheit und Bereitschaft, selbst etwas Neues zu lernen, sehr honorieren. Wir haben einige (teilweise witzige) Schüler:innenkommentare der letzten Wochen hier gesammelt:

"Endlich kann man die Leute mal wieder sehen."
"Das ist ja wie richtiger Unterricht!"
"Herr X, Sie haben ja voll lange Haare!"
"Ich finde es echt gut, dass Sie das machen. Sie haben uns echt gefehlt!"
"Voll schön mal alle wiederzusehen."

(Danke für's Teilen! ?)


Was sich Offline bewährt, kann und sollte in die Online-Welt übertragen werden

Keine Klassengemeinschaft kommt ohne Regeln aus. Was im Offline-Bereich selbstverständlich ist, sollten Sie auch mit in die Online-Welt nehmen, um ein möglichst funktionierendes soziales Gefüge aufzubauen.

? Beispiele für hilfreiche Regeln #Online-Netiquette

Diese oder andere Regeln sollten Sie gemeinsam ausmachen. Wichtige Grenzen geben Sie vor, andere Regeln können gemeinsam erarbeitet werden. Hier einige Beispielregeln für Schüler:innen:

  • Schaffe eine konstruktive Arbeitsatmosphäre: Räum den Schreib- oder Küchentisch auf, damit du dich nicht so leicht ablenken lässt.
  • Finde eine ruhige Umgebung, die möglichst frei von Hintergrundgeräuschen ist.
  • Schalte dich auf stumm, wenn du gerade nicht dran bist.
  • Das Video bleibt an. So können wir uns gegenseitig sehen und in Kontakt sein.
  • Hab dein Material dabei. Hausaufgaben oder Referate bringst du als Foto oder Screenshot mit.
  • Trinken ist super. Essen bitte nicht während der Unterrichtszeit.
  • Das Handy bleibt ausgeschaltet.
  • Der Chat wird nur für unterrichtsrelevante Dinge genutzt.

? Rollen vergeben

Eine Videokonferenz zu leiten, kann am Anfang erst einmal etwas überfordernd sein - genau wie die erste Fahrstunde. Aber das spielt sich schon nach 2-3 Mal ein. Nur Mut! Durch die Vergabe von verantwortungsvollen Rollen lernen Kinder und Jugendliche ganz grundlegende und für den Fernunterricht wichtige Kompetenzen.

So kannst du Schüler:innen eine wichtige Rolle geben.

Damit man sich als Lehrer:in nicht gleich um alles kümmern muss, empfehlen wir, so viel wie möglich abzugeben. Dabei haben sich bekannte Rollen bewährt und neue etabliert:

  • ⏰ Zeitwächter:in: Am Anfang dauert alles länger als gedacht. Geben Sie das Zeitmanagement ab, um sich zu entlasten. Schüler:innen können diese Aufgabe sehr einfach übernehmen und zum Beispiel während Einzel- oder Gruppenarbeiten auf die Uhr achten.
  • ? Chat-Beauftragte:r: Während Sie vielleicht einen Input geben und sich auf die Präsentation konzentrieren, kann jemand anderes auf die Fragen im Chat achten, diese bündeln und sicherstellen, dass keine Frage offen bleibt.
  • ? Mute-Captain: Die Stummschalten-Funktion hilft, Hintergrundgeräusche zu reduzieren und somit die Konzentration aufrechtzuerhalten. Geben Sie die Verantwortung dafür ab.
  • ? Assistant-Teacher: Lernen durch Lehren ist ein altbekanntes und wirkungsvolles Prinzip. Gib kleine Phasen deines Unterrichts vor allem am Anfang ab, wie z.B. die Technikeinführung, wenn ihr als Klasse gemeinsam neue Funktionen oder Apps erkundet.

Persönliche Ansprache mit Hand und Fuß

Videokonferenzen sind im Vergleich zu einem Live-Erlebnis ein wenig zeitverzögert. Je nach Internetverbindung bis zu 0,25 Sekunden. Da fällt man sich leicht ins Wort. Achtet daher darauf, Schüler:innen immer mit Namen anzusprechen, damit allen klar ist, wer nun dran ist. Bewährt hat sich hier auch die Meldekette - wer zuletzt dran war, ruft die nächste Person auf.

Achtung: Bei kleinen Fenstern auf dem Monitor geht schnell mal jemand unter, weil vielleicht das Präsentationsfenster jemanden verdeckt oder noch nicht perfekt geschoben ist. Auch hier gilt: Geben Sie am besten Teile der Moderation an die Schüler:innen ab - ab Klasse 5 haben wir damit gute Erfahrungen gemacht.

Um die Aktivität noch weiter zu steigern, können zusätzlich ein paar Handzeichen vereinbart werden: Daumen hoch oder runter für "Ja" oder "Nein" - auch Skalierungsfragen, die mit der Anzahl der Finger beantwortet werden, eignen sich sehr, um Schwung in das Unterrichtsgeschehen zu bringen und diagnostische Rückmeldungen von möglichst allen Schüler:innen zu erhalten.

? Profi-Tipp für Fortgeschrittene:
Nutzen Sie unsere kostenlosen Kommunikationskarten, für typische Einwände, Fragen und Antworten. Unser Set ist ein erstes Starter-Kit, das  natürlich gerne als Klasse erweitert werden darf.

Unser Kartenset für technische Infos (CC BY-NC-SA)

Bitte Sie ihre Schüler:innen, die (notwendigen) Karten auszudrucken. So können sie diese dann in die Kamera halten, um visuell und störungsfrei mit der Gruppe zu kommunizieren.


Am Ende liegen Umsetzung und Gestaltung bei Ihnen und den Schüler:innen und wir können garantieren, dass jede Erfahrung genauso individuell wird, wie es Ihre Klassen auch sind.

Schau Sie auch gerne einmal in den Erfahrungsbericht von Wilfried Schnabel und seinem Deutsch-Leistungskurs, oder wie ganz generell der digitale Unterricht am Internatsgymnasium in Esens in Zeiten der Corona-Krise aussieht.

Videokonferenz am Niedersächsischen Internatsgymnasium Esens (NIGE)

Inspirationen findet man aktuell viele und wir freuen uns sehr über das Engagement und die Kreativität unserer Nutzer:innen!

In diesem Sinne: Vielen lieben Dank für die geteilten Erfahrungen und viel Erfolg weiterhin in diesen abenteuerlichen Zeiten ?!

Euer HPI Schul-Cloud Team